USA – Taliban Deal in Afghanistan

Afghanistan kommt seit nunmehr 4 Jahrzehnten kaum zur Ruhe – eine Besatzungsmacht nach der Anderen kommt und geht, die Talibanherrschaft breitet sich aus, gesellschaftliche und ethnische Spaltungen werden mehr. Im Februar 2020 dann ein „historischer“ Deal zwischen den USA und den Taliban, man vereinbart ein sogenanntes „Friedensabkommen“. Doch wie friedlich läuft dieser Prozess ab und hat er das Potential echten Frieden für die afghanische Bevölkerung zu schaffen?
Dafür haben wir uns drei Menschen mit ins Boot geholt, die mit uns ihre Perspektive und Herangehensweise an die Vorgänge in Afghanistan teilen. Asghar Merzada berichtet uns aus Kabul über seinen Verein ‘Drop and Ride’die afghanische Forscherin Dr. Orzala Nemet für Alsharq-Reisen und Wais Kauomee von Dis:orient nähert sich dem Thema durch seine eigenen afghanischen Wurzeln und Familie. Eine bunte Mischung Afghanistan-Input, die mal traurig, mal hoffnungsvoll, und immer interessant ist. 

Hallo, mein Name ist Asghar und ich habe die Organisation Drop and Ride 2016 in Kabul gegründet. Der Name der Organisation kommt von “Drop”, eine Waffe niederlegen und als Alternative dazu Fahrrad zu Fahren, “Ride”. Drop and Ride ist aus einer Initative junger Menschen entstanden, die sich zum Ziel gesetzt hatten einen Fahrrad Club zu gründen und soziale Problem durch Sport zu thematisieren. Heute ist es ein wichtiges und einzigartiges Angebot in einer krisengeschüttelten und gefährlichen Stadt wie Kabul. Besonders erwähnenswert ist es, dass der Club sportliche Betätigung für Jungen und Mädchen möglich macht. Drop and Ride versucht einen sicheren Raum für Sport, Austausch und Bildung für die Jugend Kabuls zu schaffen. Zur Zeit hat der Club 50 Mitglieder und steht allen Interessierten offen.

Dr. Orzala Nemat, ist eine international bekannte afghanistan Expertin, leitete und arbeitete in über 20 Jahren ihres Berufslebens mit verschiedenen Basis-, nationalen und internationalen Organisationen zusammen und hat aus erster Hand erfahren, wie es ist, vierzehn Jahre lang Kriegsflüchtling in Pakistan zu sein. Sie ist Expertin für politische Ethnographie, promovierte in Entwicklungsstudien an der School of Oriental and African Studies (SOAS) und erwarb einen MSc in Entwicklungsplanung am University College London (UCL).

Hallo ihr Lieben, ich heiße Wais Kauomee und komme ursprünglich aus Afghanistan. Zu Zeiten des afghanischen Bürgerkrieges bin ich 1990 als Geflüchteter in Peshawar Pakistan geboren. Noch knapp vor der Taliban-Herrschaft schafften wir es mit der Familie nach Deutschland. Doch auch nach vergangenen Jahrzehnten kann ich nicht loslassen. Ganz im Gegenteil, denn mein Leben war und ist zu sehr von den Ereignissen vor Ort geprägt. Heute fühle ich mich Afghanistan und der Region Westasien u. Nordafrika (WANA) näher denn je. Angefangen mit einer Tunesien- und Jordanienreise führte mein Weg zum Verein dis:orient, wo ich interessanten Menschen begegnet bin, die sich ebenfalls kritisch, reflektiert und realitätstreu mit Fragen rund um WANA beschäftigen. Wenn es mal nicht um WANA gehen soll, bin ich am liebsten sportlich unterwegs oder verbringe gerne Zeit mit Familie und Freunden, wo ich am besten abschalten kann.

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